Wann lohnt sich eine Versicherung?

Lohnt sich eine Hausratversicherung, Berufsunfähigkeit, Rechtsschutz und und und?

Oft stellt sich die Frage: Lohnt sich der Abschluss dieser oder jener Versicherung?

Leider ist diese Fragestellung falsch gestellt. Die Gegenfrage heißt nämlich: „Was heißt ,sich lohnen'“?

Und die meist genannte Antwort: „Ja, wenn man das halt braucht, oder ob sich das im Preis-Leistungs-Verhältnis rechnet“.

Rechnen heißt dann meistens, dass das Versicherungsprodukt mehr ausspucken soll, als es kostet. Warum auch diese Annahme betriebswirtschaftlich keinen Sinn ergibt, kann man an folgendem Beispiel sehen. Man stelle sich vor, es wäre tatsächlich der Fall bei einer Zahnzusatzversicherung – sie kostet beispielsweise 1 € pro Monat und jeder Kunde erhält 15 € Unterschriftsbonus. Konkret: Man gibt 15 € pro Jahr aus und nimmt 12 € ein.

Wie soll das auf lange Sicht funktionieren?

Deshalb kann eine Versicherung garantiert kein Anlageprodukt sein (ausgenommen Rentenversicherungen), weil es gar nicht dazu da ist!

Und dann kommen noch weitere Punkte hinzu, die eine Versicherung als Renditeobjekt ausschließen. Man weiß nie, ob überhaupt der Versicherungsfall eintritt – heißt: Ob ich überhaupt jemals berufsunfähig werde und damit Rentenzahlungen erhalte.

Auch weiß man nicht, wann der Versicherungsfall eintritt. Es kann also sein man zahlt 40 Jahre in die BU-Versicherung ein, kündigt sie aus Frust in den letzten sieben Vertragsjahren, weil „sie sich nicht gelohnt hat“, und genau dann wird man berufsunfähig. Ziemlich doof gelaufen.

Stattdessen sollte man eine Versicherung als das betrachten, was sie ist. Die Absicherung eines Risikos, welches man selbst mit eigenen finanziellen Mitteln nicht tragen kann, oder möchte.

Dafür kannst du folgenden Leitfaden nutzen. Mit diesem erfährst du nach Beantwortung der Fragen, ob du dir eine Versicherung kaufen solltest, oder nicht:

  1. Frage beantworten: „Was ist das Risiko gegen was ich mich absichern könnte?“
  2. Ist das Risiko in der höhe ein existenziell bedrohliches?
  3. Kann und will ich mir das den Eintritt des Risikos leisten?
  4. Optional: Wie viel kostet mich die Absicherung des Risikos und steht das in einem für mich gesunden Verhältnis von Risiko und Beitrag?

Nehmen wir das umstrittene Thema Berufsunfähigkeit und gehen die Fragen durch.

  1. Risiko: Eintritt der Berufsunfähigkeit (Grund ist egal), Ausfall des monatlichen Gehalts, verlieren des aktuellen Lebensstandards. In Summe also mein Humankapital bis zum Ende des Erwerbslebens mit aktuell voraussichtlich 67.
  2. Höhe Humankapital: Verdiene ich z.B. 2.500 € Netto und habe noch 40 Jahre bis ich in Rente gehe, verdiene ich voraussichtlich 1.200.000 €. Habe ich dieses Geld nicht auf dem Konto, dann ist der Betrag existenziell bedrohlich. Zwar schleichend, aber definitiv in der Höhe. Also für die meisten Meschen: Ja.
  3. Kann ich mir es leisten? Nein, siehe 2. Will ich mir es leisten? Selbst wenn man 1.200.000 € auf dem Konto hat – möchte ich diese Höhe an Risiko eingehen? Auch für die Millionäre unter uns, eher nein.
  4. Wie viel kostet es mich? Als Softwareentwickler und Rechtsanwalt z.B. kann ich mit ca. 40 € pro 1.000 € monatliche BU-Rente rechnen. Konkret muss jedoch die Gesellschaft vorab angefragt (inkl. aufgearbeiteter Krankenakte) und ein Preis ermittelt werden.

Fazit: Bin ich kein Multimillionär, oder meine Familienangehören sind es (und diese würden sich freundlicherweise bereiterklären mich zu unterstützen), ist eine BU für die allermeisten Menschen sinnvoll.

Anderes Beispiel: Handyversicherung.

  1. Risiko: Handy geht kaputt, weil es vielleicht aus Versehen aus der Hand geglitten ist. Es muss also entweder repariert oder ersetzt werden.
  2. Reparatur-/Ersatzkosten: Je nach Handy unterschiedlich, in teureren Fällen um die 1.000 €. Wenn ich also mehr als 1.000 € auf einem Konto habe, dann ist es ein für mich kalkulierbares und nicht existenziell bedrohliches Risiko.
  3. Kann ich mir es leisten? Ja, meistens schon – siehe 2. Will ich mir es leisten? Schmerzhaft wären für jeden 1.000 €, aber grundsätzlich kein Beinbruch, außer ich zerstöre in Quartalsabständen regelmäßig meine Handys. Wobei mich dann irgendwann auch mal meine Handy-Versicherung kündigen würde. 🙂
  4. Wie viel kostet es mich: Ca. 100 € pro Jahr. Rechnet man sich das hoch und den rapiden Abfall des Wertes eines Handys mit ein (und behält sich im Kopf, dass die meisten Sachversicherungen nur den Zeitwert erstatten), dann steht der Beitrag in einem ungesunden Verhältnis.

Wer sich hierzu noch verbildlichtes Material anschauen möchte, kann dies in folgendem Video tun. 🙂

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